Starker Start der Düsseldorfer

Vom 05. bis 14. September finden an der rumänischen Schwarzmeerküste in Mamaia die Jugendeuropameisterschaften statt. Anna Heidtkamp (U10w) und David Teng (U10), beide vom DSV 1854, vertreten dabei den Düsseldorfer Schachbezirk. David konnte bisher 3 aus 5 holen und befindet sich somit im soliden oberen Mittelfeld. Anna schaffte bisher 4 aus 5 und ist in einer engen Spitzengruppe noch oben mit dabei. Anbei die Zwischenberichte aus Sicht der jeweiligen Betreuer.

Anna

Vorbericht: Von Anna wusste man noch nicht so richtig was man erwarten konnte. Bis Corona ein absoluter Shootingstar bei diversen Turnieren (gewann schon ihre ersten Pokale bevor sie überhaupt über den Tisch gucken konnte und holte mit 6 Jahren fast die U16w Verbandsmeisterschaft), nach Ausbruch der Pandemie fiel das kleine Turniermonster allerdings in die Stagnation. Turniere sind reihenweise ausgefallen (unter anderen die U8 EMs), Training verkam somit zum Selbstzweck und mit Onlineschach, welches vielen Kindern zu ungeahnten Leistungsschüben oder überhaupt erst ins Schach verhalf konnte sie nichts anfangen. Zwar gewann sie 2021 noch die NRW U10w und U8w EU Meisterschaft, aber in den DWZ Ranglisten sackte sie immer weiter ab, bis teilweise sogar Schachneulinge an ihr vorbeizogen. Der Besuch der Ganztagsschule, welcher mit Leistungssport selten zu vereinbaren ist, tat noch sein Übriges. Aber Corona ist vorbei und Anna seit Frühjahr aus der Ganztagsschule draußen und sie verwandelt sich langsam wieder in den kleinen Schachteufel von früher. Zwar liefen die NRW Meisterschaften mit Platz 3 etwas unter den Erwartungen aber sie schaffte es gerade so noch das Ticket nach Willingen zu lösen. Die wollte Anna als „dienstälteste“ U10erin (seit 2020 dabei) natürlich gewinnen, aber in einem stark besetzten Feld waren eben auch mindestens vier andere Mädchen ebenfalls von der Spielstärke her dazu in der Lage, weshalb sie sich über eine weitere Bronzemedaille nicht zu grämen brauchte. Als zweitbeste FIDE-Deutsche reichte das um sich für die EM und WM zu qualifizieren. Da ihre Heimtrainerin Frau Jussupow ankündigte nur in Rumänien anwesend zu sein, war die Wahl dann recht schnell klar.Bei der EM wird sie auf Setzlistenplatz 15 starten. Diese Zahl ist jedoch ohne Aussagekraft. Wie auch schon innerhalb Deutschlands gilt erst recht international, dass eine Wertungszahl bei gleicher Spielstärke in Regionen hoher Leistungsdichte deutlich niedriger ausfällt als in Regionen niedriger Leistungsdichte. Weniger Sorgen machten also westeuropäische Spielerinnen die vor Anna platziert sind (bei einigen wusste man schon aufgrund aktueller Turnierpartien oder sogar direkter Vergleiche, dass sie zwar gute Spielerinnen sind, aber Anna sicherlich nicht schwächer einzuschätzen ist), sondern die osteuropäischen Fragezeichen hinter (oder auch vor) Anna.

Bisheriger Turnierverlauf: Nach einer harten Anreise (man wähnte sich nach der Landung in Bukarest schon fast im Hotel, hatte aber den schlimmsten Teil der Odyssee noch vor sich) kamen wir irgendwann am späten Abend endlich an und fielen nach einer kurzen Stärkung schnell ins Bett. Am nächsten Tag ging es dann endlich los, erste Gegnerin war die Ukrainerin Olesya Zvorska. Man fand nicht viel über sie, sodass man sich überraschen lassen musste. Die niedrige ELO war natürlich aussagelos und Anna hat bisher von Ukrainerinnen immer auf die Mütze bekommen. Anna eröffnete klassisch mit e4, was letztlich in die französische Variation der sizilianischen Verteidigung mündete. Die Partie dümpelte lange Zeit vor sich hin, da Anna aber nicht mit einem langweiligen Remis starten wollte holte sie die Brechstange raus und opferte ihren Springer um die gegnerische Königsstellung zu sprengen. Stockfish war entsetzt aber die psychologische Wirkung war auf die Gegnerin so verheerend, dass sie sogar ein zwischenzeitliches zweizügiges Matt übersehen hatte und sich letztlich Annas wütenden Angriffen ergeben musste und sie nach weit über 4 Stunden (war eine der letzten Partien im gesamten U10/U8 Saal) siegreich rausmarschiert ist. Naja Schwamm drüber, Punkt ist Punkt und der Ukrainefluch ist endlich gebrochen.Am nächsten Tag ging es dann gegen Idil Izan. Auch hier durfte man sich von einer niedrigen ELO nicht einlullen lassen. Sie hatte letztes Jahr schon bei der U10w EM teilgenommen und da schon als Jungjahrgang respektable 4,5 aus 9 geholt. Anna war also gewarnt. Anna spielte in schwarz ausnahmsweise nicht ihren üblichen e4.e5 Italienischstiefel runter sondern verteidigte sich mit Pirc. Anna konnte recht schnell eine Taktik zum Bauerngewinn nutzen, woraufhin die Gegnerin schnell zusammenbrach, so dass Anna diesmal schon nach knapp 1,5 Stunden den zweiten Punkt einsacken konnte und zu diesem Zeitpunkt sogar Spitzenreiter wurde.Die dritte Partie ging gegen die Georgierin Marta Dograshvili. Auch zu ihr fand man im Internet kaum etwas. Leider sieht das umgekehrt ja anders aus, weshalb Anna sich entschied „mal was völlig anderes“ zu spielen. Hier konkret hat sie sich für den Torre Angriff entschieden. Die Strategie schien auch aufzugehen, Anna hatte relativ schnell positionelle Vorteile und war auch drauf und dran die gegnerische Königsstellung in Schutt und Asche zu legen. Die Gegnerin war bereits massiv unter Druck, hatte nur noch 15 Minuten auf der Uhr, während Anna noch bei knapp 50 lag. Leider überspielte Anna hier sich, übersah einen, eigentlich recht klaren, Gewinnzug, so dass die Partie Richtung ausgeglichen driftete. Das wollte Anna nicht akzeptieren. Obwohl noch eine knappe Schulstunde auf der Uhr schnappte sie sich ohne nachzudenken einen Bauern, übersah aber leider, dass dafür der Springer flöten ging. Eine ähnliche Nummer hatte Anna den Titel auf der Deutschen Meisterschaft gekostet. Tja, jetzt versuchte Anna ihrerseits wieder die Partie Remis zu halten, aber leider vergeblich, was die erste Niederlage bedeutete.In Runde 4 hatte Anna dann die griechische Bronzemedaillegewinnerin Georgia Siskou vor der Brust.Anna, die diese Partie nach ihrer Pleite unbedingt gewinnen wollte, brachte mit ihrem sizilianischen Drachen im Mittelspiel dermaßen unnötig viel Schärfe ins Spiel rein, dass man denken konnte, dass hier zwei U6 Mädchen am Werk waren. Dabei stand sie zwischendurch so schlecht, dass sie sogar, ihrem Naturell widersprechend, der Gegnerin ein Remis anbot, was aber gar nicht so leicht war. Anna kannte das Wort unentschieden weder auf Griechisch noch auf Englisch, so dass sie die Schiedsrichter rufen musste. Leider sprach von diesen keiner deutsch, so dass Anna nach einem spanischsprachigen Schiedsrichter verlange. Letztlich kam eine spanische Schiedsrichterin, welcher Anna ihr Anliegen in ihrer zweiten Muttersprache vortragen konnte. Lange Rede kurzer Sinn: Die Gegnerin hat όχι (nein) gesagt…Und warum sollte sie auch annehmen, Anna war zu dem Zeitpunkt so tot wie ein Fisch in der Pfanne...und hat es irgendwo doch noch geschafft rauszuspringen. Ich frage mich immer noch wie, aber plötzlich stand Anna wieder auf Gewinn, woraufhin Anna dann das gegnerische Remisangebot abschlägig beschieden hat… Kurz darauf war der dritte Punkt in der Tasche.Trotz diverser Turbulenzen also kein übler Start und es soll noch weitergehen. Am Samstag ging es gegen Maryam Mammadova aus Aserbaidschan. Da die Gegner jetzt langsam wieder härter werden, war Seriosität gefragt, wilde Ritte ohne Rüstung und Visier kann man sich jetzt langsam nicht mehr erlauben. Anna spielte weiß und es kam tatsächlich wieder der gute, alte Italiener aufs Bett. Sie spielte kompromisslos aber diesmal durchdacht auf Angriff und konnte einen souveränen, ungefährdeten Sieg einfahren.Mit 4 aus 5 kann Anna jedenfalls sehr zufrieden sein. Sie spielt weiterhin oben mit und ist lediglich einen halben Punkt von der Spitze entfernt. Am Montag geht es gegen die Polin Zuzanna Kaminska, welche bereits gegen Annas NRW Genossin Lilian Schirmbeck Remis spielte. Eine starke Spielerin, die von Anna sicherlich alles abverlangen wird.

David:

 

Am ersten Montagmorgen des Septembers dieses Jahres unternahm David zusammen mit seinem Vater eine aufregende Reise nach Rumänien, Mamaia um die JEM (European Youth Championship) zu spielen. Zusammen erlebten sie die Spannung des Spieles, den Spaß mit Freunden aber auch die fremde Kultur, wofür sie trotz des Wettbewerbes Zeit fanden.

David startete auf Setzlistenposition 22 von 100 U10 Kindern. Die 1. Runde verging sehr schnell. Schon nach 1,5h hatte David gewonnen.

Die zweite Runde lief nicht ganz so gut.  Er hat er beim Angriff einen Konter übersehen und so Qualität verloren und anschließend auch das Spiel.

Spannend waren die Runden drei und vier. In beiden Partien gewinnt David durch intelligente Taktiken im Mittelspiel, wodurch er Material gewann und anschließend auch die Partien. Die 5. Runde verlor er daraufhin gegen den Vierten von der Setzliste. Eine Abtauschkombination, die David nicht korrekt berechnet hatte, besiegelte die Niederlage. Dennoch hat er sein Bestes gegeben, denn gegen so einen Gegner zu gewinnen ist ganz schön knifflig. Insgesamt hat er also bisher 3 aus 5 geholt. Dies ist zwar nicht super viel. Doch trotzdem sind er und seine ganze Familie zufrieden, die hinter ihm stehen, um ihn zu unterstützen. Die nächsten Runden wird er auch Sein Bestes geben!

Auch außerhalb des Turniers genießen beide ihre Zeit. David sah viele seiner alten Freunde, die er wegen den großen Entfernungen selten sieht, findet dort aber auch neue Kumpels aus ganz anderen Ländern. Sein Vater jedoch findet seinen Spaß darin, sich mit anderen Väter aus Deutschland und andere Länder auszutauschen. Sie diskutieren über Schach oder auch die Erziehung von Kindern und vieles mehr. Auch der Strand und viele andere Sachen neben dem Hotel kommen sehr gut bei den beiden an. Sie empfinden die Veranstaltung als ein sehr schönes Event mit vielen tollen Erlebnissen. Was David trotz aller Aktivitätsmöglichkeiten am besten fand, ist der Pool. Jeden Tag schwimmen seine Freunde und er im Schwimmbad und haben sehr viel Spaß dabei.