Die COVID Pandemie hatte uns alle mit Tests, Impfungen, Masken und weiteren Dingen fest im Griff. Wer hätte vor Jahren gedacht, dass eine Fußball WM mit breitem Desinteresse im Winter ausgetragen wird? Die Klimakrise ist täglich Gegenstand in den Nachrichten. Bis heute verfolgt viele von uns nicht zuletzt finanziell die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Auch meine Freunde aus Gerresheimer Zeiten haben alles verloren und Familien mussten fliehen.

Von Herzen bin ich ein optimistischer Mensch. Und so denke ich bei diesem Thema auch an die große Welle der Hilfsbereitschaft und Unterstützung, die viele Menschen verbinden. Sicher gibt es auch viele Schachspieler, die Familien Zuhause aufgenommen haben oder im Verein integriert haben.

Wenn ihr in den Jahren meine Worte zum Jahreswechsel verfolgt habt, dann wisst ihr, dass ich versuche, über das hinaus zu schauen, was einzig unser Hobby angeht. Und so treibt mich um: Was ist uns wichtig im Leben?

Dieses Jahr bin ich 55 geworden und womöglich verschieben sich mit dem Alter die Prioritäten. 1980 bin ich der Schachabteilung des damaligen Post SV beigetreten. Ein Schulfreund (Clemens Bösken sicher noch manchem bekannt) hatte mich mitgenommen. Sein Vater nahm mich nach dem Spielabend heim, was bei meinen Eltern nicht immer gut ankam, wenn es spät wurde. 1986 gründete ich als Achtzehnjähriger gemeinsam mit Dieter Eichner und fünf anderen Verrückten die Schachfreunde Gerresheim.

1992 übernahm ich erstmals im Bezirksvorstand ein Ehrenamt und wurde 1. Spielleiter. In der Dynamik aus Verein und Bezirk war ich damals sicher etwas "wild", manchem zu laut und insofern durchaus umstritten. Ich wurde sogar abgelöst, aber nach einem Jahr dann zurückgeholt. 1996 war ich ein Jahr zweiter Spielleiter und dann ab 1997 für 10 Jahre wieder 1. Spielleiter.

Als Nachfolger des unvergessenen Günter Proena, der 21 Jahre unseren Bezirk führte, wurde ich 2007 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Vor zwei Jahren habe ich angekündigt zum letzten Mal bei der Wiederwahl anzutreten. Somit beschließe ich 2023 nach 16 Jahren als Vorsitzender und 31 Jahren im Vorstand dieses Kapitel.

In Gerresheim bin ich seit 2009 nicht mehr im Vorstand. Letztes Jahr habe ich auch den Vorsitz des Niederrheinischen Schachverbands abgegeben. Zwischendurch war ich wenige Jahre ordentliches Mitglied des Präsidiums des Schachbundes NRW.

Es hat mir jahrzehntelang große Freude gemacht, das beste für unser gemeinsames Hobby zu erreichen, Menschen und Vereine zu verbinden. Neue und Neugierige für das Schach zu begeistern. Immer wieder neue Mitglieder für den Vorstand zu gewinnen. Doch jetzt ist es Zeit, dass andere Menschen frische Impulse setzen und den Schachbezirk Düsseldorf führen. Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit. Dabei durfte ich stets größte Unterstützung aus Vereinen und Vorstand erfahren. Schachorganisation geht nur im Team. Ich möchte mich bei allen Mitstreitern aufrichtig bedanken.

Meine Schwerpunkte haben sich verschoben. Und so bin ich wieder am Ausgangspunkt: was ist uns wichtig im Leben? Für mich ist es Gesundheit, Familie, Freunde, Reisen und einfach das Leben zu genießen. Ich möchte irgendwann fit aus dem Berufsleben aussteigen und auf eine erfüllte Zeit zurückschauen.

Schätzen wir sie noch diese Dinge, wenn es in Gesprächen, Kontakten oder den Nachrichten immer turbulenter zugeht? In vielen persönlichen Diskussionen, aber auch in social Media, ist mein Eindruck, dass immer weniger zugehört oder argumentiert wird. Wer anderer Meinung ist, sei dumm. Überzeugungsarbeit ist vermeintlich zu anstrengend. Für Zuhören fehlt es an Zeit.

Hunger in der Welt, Krieg am Rande Europas, Unterdrückung grundlegender Menschenrechte, Intoleranz anderer Lebensplanung und weiteres gehört zum Alltag. Sollte es aber nicht. Ich möchte euch alle aufrufen: lasst uns etwas tun. Jeder auf seine und ihre Weise.

Und gerade dann, wenn die Welt aus den Angeln gehoben scheint, ist Schach unsere Oase der Ablenkung. Wir kommen zusammen mit lieben Menschen und haben Spaß zusammen. Viele im Ehrenamt Opfern ihre kostbare Zeit im Verein für Training, Turniere, Organisation usw., um es euch zu ermöglichen. Feiert diese Leute und dankt ihnen. Wir brauchen in den Vereinen mehr Dankbarkeit, weil es immer weniger Freiwillige gibt, den Laden am Laufen zu halten.

Im Frühjahr verabschiede ich mich von euch. Ich durfte tausende Menschen kennenlernen. Und unzählige Partien, Turniere und Gespräche waren Mittelpunkt in meinem Leben. Ich möchte euch allen Danke sagen. Danke und Tschüss.

Bleibt gesund und dankbar. Habt ein schönes Weihnachtsfest im Kreise der Familie und mit Freunden. Und erlebt ein großartiges 2023. Wer kann schon heute sagen, welche Überraschung das kommende Jahr für uns bereithält? Es kann gut oder schlecht sein. Aber lasst uns optimistisch bleiben. Es macht vieles leichter und das Ergebnis besser.

Euer
Thommy Sterz
1. Vorsitzender
Schachbezirk Düsseldorf